Coaching leicht gemacht? So funktioniert das GROW-Modell

In meinem Alltag bin ich ein großer Fan von Akronymen. Sie helfen, uns einfach an Dinge zu erinnern und die verschiedenen Bestandteile zu verinnerlichen.
Eines dieser Akronyme, welches mich im Coaching unterstützt, ist „GROW“.

Das GROW-Akronym unterstützt, in spontanen Coaching-Aufträgen à la: „Hast du mal gerade eine Minute für mich?“ oder in der Vorbereitung von Coachings.
In aller Kürze für dich zusammengefasst:

Das GROW-Modell

GROW in Kürze:

oal – Was möchte der Coachee in dieser Session erreichen?
eality – Was ist der aktuelle Zustand der Situation? Wie sieht die Realität aus?
ptions – Welche verschiedenen Lösungsoptionen wären denkbar?
ill – Welche der Optionen wird (eng. „will do“) vom Coachee gewählt und was gilt es nun zu tun?

Goal – Ein Ziel setzen

Das Ziel einer Session ist ein erster wichtiger Schritt für die Lösung des Problems selbst. Nicht selten passiert es, dass schon in der Formulierung des Session-Ziels die Lösung selbst steckt. Selbst langfristige Ziele, zu denen die Coaching-Session einen ersten Schritt darstellen soll, sind legitim.

Fragen welche ich hier gern verwende sind:

Stell dir vor, du wärst jetzt eine Stunde in der Zukunft. Du gehst aus dieser Tür (Mit Fingerzeig auf diese) heraus und hast die optimale Energie! Was müsste in dieser Stunde passieren, damit du diesen Zustand erreichst?
Was ist nach unserem Gespräch anders als jetzt?
Welche Erwartung hast du an mich in dieser, unserer Session? Was benötigst du von mir?

Reality – So sieht’s aus!

In dieser zweiten Phase erforscht ein Coachee die aktuellen Gegebenheiten. Was wurde bereits probiert? Wer verhält sich im Moment wie und woran könnte das liegen? Welche Experimente waren bisher nicht erfolgreich, halfen jedoch im Lernprozess?
Eine gefühlte Klarheit über den Status Quo hilft, einen objektiveren Blick einzunehmen und dadurch einen besseren nächsten Schritt zu planen. Als Coach kann man in dieser Situation gut helfen, den Klienten aus einer Spirale von wirren Gedanken zu reißen. Die aktuellen Gedanken, Ärgernisse und erste Lösungsansätze beiseite zu legen und sich auf den Ist-Zustand zu fokussieren unterstützt eine effektive Reflexion der Gegebenheiten.

Auch in der Mediation werden Werkzeuge benutzt, um über das Spiegeln von Ereignissen einen objektiveren Blick zu erlangen. Die Spiegelung und das hineinversetzen in andere Personen liefert hier meist neue Gedanken.
Hierzu verwende ich sehr gern die Prime Directive von Norm Kerth:
„Unabhängig davon was wir entdecken werden, verstehen und glauben wir aufrichtig, dass in der gegebenen Situation, mit dem verfügbaren Wissen und Ressourcen und unseren individuellen Fähigkeiten, jeder sein Bestes getan hat.“
Nehmen wir an, jeder wollte in jeder Situation immer nur das Beste für das Gesamtsystem. Welchen neuen Blickwinkel würde dir diese Annahme geben?

Options – Das könnte ich tun

In dieser dritten Etappe geht es erstmal um „Masse statt Klasse“. Den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen stellt eher die Regel als eine Ausnahme dar. Gemeinsam mit dem Coachee seine Optionen zu entdecken und idealerweise niederzuschreiben ist hier die Hauptaufgabe.
Um weitere Unterstützung zu leisten, frage ich meist in Richtung: „Stell dir vor, diese Option würde aus welchem Grunde auch immer nicht auf dem Tisch liegen. Was könntest du noch probieren?“, „Was noch?“, „Was noch?“

In meinen Coachings schreibe ich sehr gern sämtliche genannten Lösungsoptionen Stichwortartig auf einen Zettel (Als ScrumMaster selbstverständlich auf ein Post-it :)). Sobald keine weiteren Ideen mehr hinzukommen, lege ich diesen Zettel dann dem Coachee vor und lasse ihn einen Moment all die Lösungen durchlesen und auf sich wirken.
Meist bitte ich hier darum, dass die Punkte laut vorgelesen werden und gleichzeitig der Denkvorgang verbalisiert wird. Durch diesen Schritt setzt der Gecoachte sich noch einmal mit den Punkten auseinander und kann direkt die erfolgversprechendsten Optionen für sich darlegen.

Will – Und das werde ich tun!

Ein Thema nur zu besprechen und reine Lippenbekenntnisse, in Richtung „Da werde ich einfach härter dran arbeiten“, haben in meinen Coachings noch nie wirklich geholfen. Dass sich der Coachee hingegen nochmal klar vor Augen führt, wann, was, wer tun muss, gibt dem ganzen eine gewisse Dringlichkeit und verlangt gleichzeitig ein bewusstes Commitment.
Neben dem Was man tun möchte auch nochmal das Warum zu hinterfragen, kann helfen das Ziel selbst nicht aus dem Auge zu verlieren.

Je nach Person können verschiedene Hilfsmittel helfen, um hier einen guten Plan auszuarbeiten. Während „Ich schreib mir eine Mail und terminiere sie mir auf übermorgen“ bei den einen helfen kann, unterstützt „What, Who, Due“ die anderen.

Erfahrungen aus dem Einsatz

Da Coachings selbstverständlich mit der Vegas Regel durchgeführt werden sollten, kann ich natürlich Inhaltlich nichts teilen. Nichtsdestotrotz hier noch einige Gedanken:

  • GROW eignet sich auch sehr gut, um sich selbst zu reflektieren und sich selbst zu „coachen“
  • Coache nie ungefragt! Dies kann für beide Seiten schmerzhaft sein
  • Nicht immer ist Coaching die Antwort. Manchmal möchten Personen sich einfach mal auf gut Deutsch „auskotzen“ auch das darf okay sein.
  • Als zukunftsorientierte Methode kann GROW vor allem in festgefahrenen Situationen helfen
  • Langfristige Entwicklungsziele, Team und Personenentwicklung lassen sich sehr gut mit GROW verbinden

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Daniel Hommel

    Cooler Artikel. Das sind ein paar gute Fragen dabei, die ich gerne klauen werde. Die mit auf die Tür zeigen gefällt mir besonders gut. 🙂

    Was ich Coaches im Schritt Options teilweise rate ist, dass der Klient nicht unbedingt alleine nach Optionen suchen muss. Man kann auch fragen, ob man mitmachen darf. Als Coach kann man dann bewusst überzogene Optionen beisteuern, die wiederum zum Nachdenken anregen, weil der Klient sie ja erst irgendwie modifizieren muss, damit er sie verwenden kann.

    1. Veit Richter

      Ein sehr schöner Vorschlag. Ich bin großer Fan davon, Reaktionen zu provozieren und dadurch ab und an den Unterschied für den Coachee zu liefern.

  2. Franz

    Interessanter Artikel
    Das GROW-Modell hat Daniel wirklich „ge…“ und in unser Scrum Fitness Programm integriert.
    Das Modell finde ich gut und auch den Hinweis:
    „Nicht immer ist Coaching die Antwort, manchmal möchte die Person ….“
    Oder wie Crocodile Dundee sagt: „Manchmal ist ein Freund, der die zuhört besser, als ein Coach, der dich therapieren will“

    1. Veit Richter

      Hey Franz,

      danke für dein Feedback. Es ist immer schön zu hören, wenn unsere Beiträge Dinge bewegen 🙂

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